Die "3 Farben" der NGE

Diese Betonung der unterschiedlichen Offenbarungsformen Gottes hat weit mehr als theologische Bedeutung. In der Praxis zeigt sich, dass sie tendenziell mit einem sehr unterschiedlichen Fokus im Glauben, Gemeindeleben und Hineinwirken in die Gesellschaft einhergeht. Christian A. Schwarz beschreibt dies mit folgendem Diagramm:

Aus dem Buch: Farbe bekennen mit Natürlicher Gemeindeentwicklung von Christian A. Schwarz, @ NCD Media, Emmelsbüll

Ein "reflektiver", also intellektueller Zugang zum Glauben ist oft auch gesellschaftlich engagiert und "mischt" sich ein, wo Politik Gefahr läuft, christlich-sozialer Ethik den Rücken zu kehren. Ein Zugang, der die persönliche Umkehr und "aktive" persönliche Nachfolge betont, betont naturgemäß Evangelisation und Jüngerschaft. Der Zugang über die persönliche Gotteserfahrung (die "affektive" Seite) hat in der Praxis oft den Schwerpunkt auf emotionaler Gesundheit und geistlicher Vollmacht. Alle drei Zugänge des christlichen Glaubens haben also wichtige und gute Schwerpunkte - jedoch hat keiner allein all das, was Gott für unsere Beziehung mit ihm vorgesehen hat.

Licht und Salz für die Welt

Oft wird diese Ergänzung jedoch nicht gesehen, sondern die daraus resultierenden Unterschiede führen zu Spannungen zwischen Christen und Denominationen. Anstatt uns positiv zu ergänzen und voneinander das Positive zu lernen, rauben solche Konflikte zusätzliche Kraft. Zu jeder Person der Dreieinigkeit eine Beziehung zu haben, erlaubt einer Gemeinde erst wirklich "Licht und Salz" für ihr Umfeld zu sein. Jeder dieser Zugänge bereichert uns nämlich auf seine spezifische Weise mit zusätzlicher Kraft und Kompetenz, dies im Alltag zu leben:

Aus dem Buch: Farbe bekennen mit Natürlicher Gemeindeentwicklung von Christian A. Schwarz, @ NCD Media, Emmelsbüll

Mangelt es nur in einem dieser drei Bereiche, können wir diesen Auftrag Jesu kaum erfüllen. Dem dreieinigen Gott zu begegnen, heißt daher zum Ursprung unserer Berufung zurückzukehren und von dort neue Kraft zu erlangen, im Sinne Gottes zu leben.

Dem dreieinigen Gott begegnen

Viele Unterschiede (und daraus erwachsende Spannungen) zwischen verschiedenen Glaubensprägungen kann man dadurch erklären, dass wir als Christen dem dreieinigen Gott nicht ganzheitlich begegnen. Wie Christian A. Schwarz ursprünglich in seinem Buch "3 Wege, Gott zu erkennen" beschrieben hat, fokussieren wir uns in vielen Fällen auf nur eine oder zwei der Offenbarungen Gottes und ignorieren die anderen.

Aus dem Buch: Farbe bekennen mit Natürlicher Gemeindeentwicklung von Christian A. Schwarz, @ NCD Media, Emmelsbüll

Auch wenn es natürlich generell nicht unproblematisch ist, eine so stark "vereinfachende" Kategorisierung einzuführen, hilft sie doch immer wieder, in verschiedensten Bereichen jeweils "typische" Standpunkte aufzuzeigen , zu benennen und zu akzeptieren. Dabei ist offensichtlich, dass jede Vereinfachung sowohl falsch (weil im Einzelfall unzutreffend) als auch hilfreich ist (weil sie Tendenzen aufzeigt). Es ist wie beim Beschreiben von kulturellen Unterschieden zwischen Ländern. Es gibt nicht den "typischen" Deutschen, Franzosen und Italiener - und doch sind wir alle Teil unserer jeweiligen Kultur mit ihren "typischen" Eigenheiten, die einem solange nicht auffallen, wie man seinen eigenen Kulturkreis nicht verlässt.