Emma Rudolph

Hier finden Sie persönliche Eindrücke und Nachrichten unserer Kandidatin Emma Rudolph, die sich für ein Praktikum in Thailand entschieden hat.


23. August 2023 (in Deutschland - vor der Ausreise)

Hallo,
ich bin Emma und bin 22 Jahre alt. Ich werde die nächsten knapp sechs Monate in Thailand verbringen. Ich studiere momentan „Theologie und Soziale Arbeit im interkulturellen Kontext“ an der Internationalen Hochschule Liebenzell und habe mich dazu entschieden, mein Praxissemster im Ausland zu absolvieren, um den interkulturellen Teil meines Studiums auch in der Praxis zu erleben.
Ich werde während meinem Praktikum in Pattaya im Tamar Center arbeiten. Die Touristenstadt Pattaya ist national und international für ihren Sextourismus bekannt und in genau diesen Rotlichtvierteln engagiert sich das Tamar Center und will Frauen, welche in der Prostitution tätig sind, Hoffnung geben. Dies geschieht durch regelmäßige Outeaches in die Bars zu den Frauen, kostenlose Englischkurse, Beratung nach biblischen Grundsätzen, Berufsausbildung, sowie diverse alternative Beschäftigungsmöglichkeiten. Mittendrin werde ich meinen Platz finden, an den Outreaches teilnehmen und im Englischunterricht unterstützen. Darüber hinaus werde ich sicherlich auch noch in die anderen Projekte und Aufgabenfelder schauen können oder mitarbeiten dürfen.
Ich bin schon gespannt, wie ich mich dort einleben werde. Schließlich spreche ich kein Thai und habe auch sonst keine große Bezüge zur thailändischen Kultur. Da ich sehr viel Beziehungsarbeit machen werde, habe ich natürlich Respekt vor dieser Sprachbarriere. Trotzdem freue ich mich wirklich sehr auf die Arbeit mit den Frauen und bin gespannt, wie ich mich einbringen kann, was ich lerne und wie ich mich in die Kultur einleben werde. Dankbar bin ich an dieser Stelle auch für vision2inspire, denn durch diese Förderung wird mir einiges ermöglicht!
Da ich momentan noch mit einigen Abgaben für meine Hochschule beschäftigt bin, bin ich nicht super fokussiert auf die Zeit in Thailand. Aber trotzdem freue ich mich auf das, was Gott für mich in Begegnungen, der Arbeit und dem Land bereithält. Ich werde auch hier immer wieder Updates bringen, wie es mir im nächsten halben Jahr gehen wird.

Soweit erstmal,
liebe Grüße von Emma.

 


1. Rundbrief (27. August 2023, in Thailand)

HERR, wie sind deine Werke so viele!
Du hast sie alle in Weisheit gemacht, und die Erde ist erfüllt
von deinem Besitz.
Psalm 104:24

Foto: Emma Rudolph

Hallo und weiter geht’s!
Ich bin mir unsicher, ob jeder Leser dieses Rundbriefes auf dem neuesten Stand bei mir ist. Doch damit niemand verwirrt ist, in welchem Rahmen ich jetzt ins Ausland gehe oder was genau ich studiere, will ich alles mal zusammenfassen:
Seit zwei Jahren studiere ich "Theologie und Soziale Arbeit im interkulturellen Kontext" an der IHL (Internationale Hochschule Liebenzell). Obwohl ich zu gewissen Anteilen auch Theologie studiere, habe ich nach meinem Studium dann einen ganz normalen Abschluss in Sozialer Arbeit und muss deshalb auch ein Praxissemester machen. Schon am Anfang vom Studium habe ich mich sehr auf diese sechs Monate Praxis und "Pause" vom Studieren gefreut, aber das habe ich mittlerweile sehr liebgewonnen! In den letzten beiden Jahren durfte ich auch richtig gute neue Freundschaften schließen und habe das Schwarzwaldkaff namens Bad Liebenzell mit seinen Eigenheiten ins Herz geschlossen. Doch bevor ich dorthin zurückgehe, steht erstmal mein Praxissemester an, das in mir auch schon Vorfreude auslöst. Wie ihr vermutlich schon wisst, werde ich dafür nach Thailand gehen. Aber warum denn unbedingt ins Ausland?
Wer sich noch an meinen Studiengang erinnert, der kennt den Zusatz "... im interkulturellen Kontext".
Das bedeutet nicht zwingend, dass ich fürs Praktikum ins Ausland gehen müssen. Aber wir haben einige Module, in denen es um Interkulturalität, Religionen, usw. geht. Weil ich das Ganze nicht nur in der Theorie kennenlernen, sondern auch in der Praxis erleben und anwenden möchte, habe ich mir einen Praxispartner im Ausland gesucht.
Über Familie und Freunde kenne ich schon länger Coworkers, eine christliche Organisation, die weltweit Fachkräfte in die Entwicklungszusammenarbeit, aber auch Freiwillige und Fachpraktikanten entsendet. Als Fachpraktikantin hat mich Coworkers an meine Praxisstelle, das Tamar Center in Pattaya vermittelt.
Pattaya ist national und international bekannt für seinen Sextourismus. Das Tamar Center arbeitet mit Frauen, die aus der Prostitution und dem Sexhandel befreit wurden oder dort immer noch arbeiten und will den Frauen Hilfe und Hoffnung durch ein neues Leben in Jesus Christus anbieten. Das passiert durch Beratung, Jobtraining und Unterstützung im Alltag. Dabei arbeitet Tamar mit OM Thailand und YWAM zusammen. Ich werde mit dem Team regelmäßig Outreaches (Einsätze) in die Bars zu den Frauen machen, im Englischunterricht und an weiteren Stellen unterstützen. Wenn ihr mehr übers Tamar Center wissen wollt, dann findet ihr das hier.

Ich freue mich schon sehr auf diese Arbeit, auf die Frauen und das Team, das Leben in der Großstadt und das Essen! Aber am größten ist meine Vorfreude auf Gottes Versorgen, was ich hier in Deutschland schon erleben durfte: neulich bekam ich zum Beispiel ein Wohnungsangebot – damit fällt die Wohnungssuche in den ersten Wochen schon einmal weg. Oder dass ich überhaupt nach Thailand gehen kann, war lange unsicher – aber auch da hat Gott für mich echte Wunder geschehen lassen! Ich bin sehr gespannt, was auf mich zukommen wird und was Gott für mich bereithält und freue mich auf das Wachstum in vielen Bereichen! Mein Flug geht am 29. August und ich bleibe dort bis Mitte Februar. Ich habe mir vorgenom-

Foto: Emma Rudolph


men alle ca. sechs Wochen ein Update mit Gebetsanliegen rauszuschicken. Danke, wenn ihr mich und die Arbeit im Tamar Center im Gebet mitbegleitet. Wenn ihr für Coworkers spenden möchtet, dann findet ihr unten alle Daten. Damit unterstützt ihr die Arbeit von Coworkers, die mich begleiten und mir mein Praxissemester ermöglichen. Wer mich privat bei allen Kosten vor Ort unterstützen möchte, der kann sich direkt bei mir melden.
Bis bald und danke für euer Gebet!
eure Emma

Gebetsanliegen

Danke

  • Studium & Freundschaften in Liebenzell
  • Arbeit von Tamar Center & Team vor Ort
  • Wohnung vor Ort
  • Begleitung & Unterstützung durch Coworkers

Bitte

  • gutes Ankommen in der Kultur
  • gutes Einarbeiten
  • Bewahrung in der Stadt & bei den Einsätzen
  • Entstehung von Freundschaften vor Ort


2. Rundbrief (6. Oktober 2023, in Thailand)

Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können
Johannes 1,5 (NGÜ)

Foto: Emma Rudolph

Hallo an alle,
Die letzten Wochen waren sehr intensiv für mich, aber bevor ich darauf eingehe, schiebe ich einen kleinen Exkurs zur Situation hier vor Ort ein:
In meinem Kopf war Thailand ganz lange als Land der weißen Stände und Reiseziel vieler Backpacker abgespeichert. Seit meinem Flug nach Bangkok denke ich anders. Im Flugzeug saßen hauptsächlich ältere (Single-)Männer und auch 100km südlich in Pattaya sehe ich kaum anderes. Aber wie kommt es, dass Prostitution hier so präsent ist?
Während dem Vietnamkrieg wurde aus dem kleinen Fischerdorf Pattaya ein Erholungsort für Soldaten, die Geld hatten und eine gute Zeit haben wollten. Mit Blick auf das viele Geld wurden Mädchen aus dem ganzen Land in die Stadt an der Ostküste geschickt, um die Bedürfnisse der Soldaten zu befriedigen.
Nach dem Ende des Krieges kehrten viele Veteranen zurück und so begann die Sexindustrie in Pattaya.
Seitdem schicken Eltern ihre jungen Mädchen aufgrund ihrer eigenen Armut und attraktiven Jobangeboten her, ohne sich der Realität von Prostitution, Krankheit, Brutalität und Einsamkeit bewusst zu sein.
Die meisten der Mädchen kommen aus Issan, dem ärmsten Teil Thailands. Oft sind sie ungebildet, sehr jung, die einzige Hoffnung ihrer Eltern. Denn die Aufgabe der Mädchen ist es, die Eltern zu versorgen. In diesem Verständnis werden sie großgezogen und zur Not in die Städte geschickt. Besonders in den letzten Jahren kamen aufgrund schlechter Ernten immer jüngere Mädchen nach Pattaya, sodass in fast jeder Bar Minderjährige anzutreffen sind. Und dass, obwohl Prostitution illegal ist – doch eine Hand wäscht hier die andere und Geld schließt viele Münder.

Tamar Center
Mittendrin in dieser Stadt ist Tamar. Eine christliche Organisation, die ganzheitlich mit den Bar-Girls arbeitet. Dafür gibt es verschiedene Standorte:

1. Soi 6 (Straße 6): Soi 6 ist im touristischen Zentrum der Stadt und hat deswegen sehr viele Bars. Mittendrin befindet der Friseursalon von Tamar-Center und auch der Raum für den Englischunterricht. Von hier aus arbeite ich meistens, mehr dazu später.

2. 3rd Road (3. Straße): Hier ist der Hauptsitz der Organisation, alle Büros, ein Café & Restaurant, die Bäckerei, der Kartenraum, das Beratungszentrum, ein Gästehaus und ein Gemeinderaum. Wenn Bar-Frauen sich für einen Ausstieg aus der Prostitution entscheiden, können sie sich direkt dem Programm von Tamar anschließen, wo sie eine Wohnung und einen festen Job bekommen. Durch Trainings können sie sich die verschiedenen Bereiche anschauen und sich für einen entscheiden, in dem sie dann gefördert werden. Während der ganzen Zeit bekommen sie kostenlose Beratung und Therapie von ausgebildetem Fachpersonal, werden geistlich begleitet und gefördert

Foto: Emma Rudolph

und auch für ihre Kinder wird gesorgt und Betreuung angeboten.

3. „Tamar-Street“: Hier leben alle Frauen aus dem Programm mit ihren Kindern, auch einige aus dem Team leben mit ihren Familien hier.


Foto: Emma Rudolph

Meine Aufgaben
Ich arbeite hauptsächlich in Soi 6, wo es hauptsächlich um den Erstkontakt mit den Frauen aus den Bars geht. Der entsteht durch ihren Besuch im Friseursalon oder wenn wir mehrmals in der Woche die Bars in den umliegenden Straßen besuchen, Zeit mit den Frauen verbringen, sie wertschätzen und ihnen kostenlosen Englischunterricht anbieten und verschiedene Angebote erstellen.
Ganz praktisch bedeutet das für mich, von Montag bis Donnerstag vormittags Englisch zu unterrichten, was aber kein „klassischer“ Unterricht ist, sondern ganz viel Beziehungsaufbau und Austausch beinhaltet. Hier können wir auch im Gespräch auf den Glauben kommen und über Tamar und die Möglichkeiten für die Frauen reden. In den Bars selbst geht das nicht, da wir dort sehr vorsichtig sein müssen. Bisher gehen wir 2x pro Woche in die Bars: 1x als Ausländer, 1x mit Frauen aus dem Programm, die ähnliche Hintergründe und Lebensgeschichten haben und die Frauen auf einer ganz anderen, viel tieferen Ebene abholen können als wir. Bei den Outreaches können wir die Frauen zu uns zum Unterricht und verschiedenen Aktionen einladen, uns anfreunden, Lebensgeschichten erzählen, ermutigen, …

Momentan wird unser Gebäude in Soi 6 renoviert, weshalb wir die Pause nutzen, um einige Strukturen


und Angebote zu ändern, um mehr Frauen zu erreichen. Freitags wollen wir deshalb ein Angebot schaffen, das die Frauen wertschätzt, sie aber auch niederschwellig das Evangelium hören und Kontakte zum Team von der Beratungsarbeit von 3rd Road knüpfen können.
Außerdem gebe ich noch zwei Mädchen aus dem Programm Unterricht, damit diese in ihrer Arbeit im Restaurant und der Bäckerei mit Kunden kommunizieren können. Darüber hinaus helfen wir schon mal bei den Vorbereitungen für die Weihnachtsoutreaches - dabei fühlt sich Weihnachten noch so weit weg an und ist quasi mein „Lebkuchen und Spekulatius im September“ in diesem Jahr ;)

So war meine Zeit bisher
Meine ersten Wochen waren ehrlich gesagt sehr hart für mich. Ich war oft überfordert von dem, was mir jeden Tag auf der Straße begegnet, von der anderen Kultur, dem Verhalten der Thais, der anderen Sprache, die geforderte Eigeninitiative, … Gerade in diesem ersten Monat habe ich sehr mit Gott gerungen und mich gefragt, wie die krasse Schönheit des Landes und der Luxus der Stadt direkt neben der krassen Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung in den Straßen, Bars und Unterkünften der Stadt existieren kann.
Ich habe keine Antwort drauf gefunden. Aber ich habe einen Frieden über der Situation und ich bin ok damit, jetzt hier zu sein und das alles zu erleben. Denn ich weiß, dass Gott diese Stadt sieht und dass sein Herz darüber um ein Vielfaches mehr bricht als meines. Ich weiß, dass er in dieser Stadt genauso anwesend ist, wie in jeder anderen Stadt der Welt. Wer es noch nicht wusste: Ich liebe das Johannes-Evangelium! Die ersten Verse umschreiben die Göttlichkeit von Jesus: Jesus ist Gott und in ihm ist das Leben. Besonders Vers 5 ist für mich momentan ausschlaggebend: Er, das Licht, leuchtet in der Finsternis und die Finsternis kann das Licht nicht auslöschen. Deshalb bin ich mir sicher, dass es noch Hoffnung gibt – Halleluja!

Zurück zu meinem Einleben: Nach dem ersten Monat hat sich eine gewisse „Normalität“ gebildet, ich finde mich in den Arbeitsalltag rein, bin grade noch auf der Suche nach meiner Rolle und meinem Platz bei Tamar und habe mich dran gewöhnt, alleine zu wohnen. Außerdem habe ich jetzt eine Gemeinde und einen Hauskreis, wofür ich echt dankbar bin! Ich entdecke auch immer wieder schöne Straßenmärkte, kleine & exotische Tiere, genieße die billigen & leckeren Früchte, den Strand, meine herrliche Wohnung mit Zugang zu Pool, Sauna & Gym und Meerblick. Ich mag es, abends über die Nightmarkets zu schlendern und das Krokodil auf dem Grillspieß zu sehen und meine ersten Sätze auf Thai auszuprobieren :)
Danke für euer Gebet in den letzten Wochen – ich habe es wirklich gebraucht und es hat mich sehr durchgetragen! Danke auch an alle, die mich finanziell unterstützen – ihr seid ein riesiger Segen und eine große Ermutigung! Betet gerne weiter und ihr könnt mir auch gerne antworte - ich freue mich immer wieder, wenn sich jemand aus der Heimat meldet!
Bleibt behütet und fühlt euch gedrückt. Auf der letzten Seite gibt’s noch ein paar visuelle Eindrücke - allerliebste Grüße aus dem immer heißen Thailand,
von Emma

Gebetsanliegen

Danke

  • mein Team vor Ort
  • meine Wohnung :)
  • Gemeinde & Hauskreis
  • Überwinden der ersten harten Wochen
  • Bewahrung auf den Straßen & den Bars
  • Erste engere Kontakte zu Barfrauen

Bitte

  • Gute Kommunikation im Team
  • weiterhin Bewahrung von Körper und Herz
  • gute Gespräche mit den Barfrauen
  • dass sich Barfrauen in den Unterricht einladen lassen
  • für gutes anlaufen der neuen Angebote


3. Rundbrief (22. November 2023, in Thailand)

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.
Johannes 3,16

Foto: Emma Rudolph

สวัสดี [Sawatika],
oder auch ‚Hallo‘! Die letzten Wochen waren ein Auf und Ab: es ist sehr viel passiert, viele Gebete wurden erhört und Wunder sind geschehen und trotzdem war nicht alles rosig. Alles in Allem würde ich meiner Zeit hier gerade den Titel „von Umbrüchen umgeben“ verleihen und will euch gerne mit in diese Umbrüche hineinnehmen.
Soi 6 – von Umbrüchen umgeben.
Als ich hier in Soi 6 angefangen habe zu arbeiten, fand jeden Freitagvormittag Gemeinde statt. Die Zielgruppe der Bargirls (den Prostituierten) wurde aber nicht erreicht, stattdessen wurde der Gottesdienst von Frauen besucht, die hauptsächlich von dem kostenlosen Essen begeistert waren. Durch die Renovierungsarbeiten im letzten Monat haben wir die Gelegenheit genutzt, die Besucherinnen in die Hauptgemeinde einzugliedern. In der Zwischenzeit haben wir ein wechselndes, niederschwelliges Gemeindeangebot erstellt, welches nun ausschließlich für Bargirls gilt und ihren Interessen entspricht. In den letzten beiden Wochen haben dafür wir „Spa“-Angebot ausprobiert, bei welchem die Besucherinnen verwöhnt wurden. Dabei konnten ehemalige Bargirls aus unserem Programm ihre Geschichte mit Jesus teilen und es wurde über Selbstwert gesprochen.
Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich finde solche Andachten für Frauen sehr klischeehaft … Doch ich bin bewegt davon, wie sehr Gott durch die Wahrheiten der Bibel zu den Frauen gesprochen hat und was er in ihnen bewegt hat. Dazu kam, dass wir uns Zeit für die einzelnen Frauen genommen und ihnen auch die Füße gewaschen haben. Für die Frauen war diese Geste sehr ungewohnt, da Füße in Thailand als äußerst unrein gelten. Warum sollten wir also ihre Füße freiwillig und ohne Gegenleistung berühren, ja sogar waschen wollen? Damit haben wir uns absolut gedemütigt und ihnen Ehre erwiesen. Die Geschichten der Fußwaschungen aus dem Neuen Testament werde ich nun mit ganz anderen Augen lesen. Durch die Liebe, die wir ihnen ganz praktisch gezeigt haben, haben sich viele Frauen geöffnet und wir konnten gute Gespräche führen und für jede einzelne und ihre Sorgen und Probleme beten.
Ein weiterer Umbruch steht dem Englischunterricht bevor: Es kommen nur wenige Frauen aus den Bars in den Unterricht. Ich kann es ihnen nicht übelnehmen, da sie bis spät in die Nacht arbeiten und somit ihren Schlaf opfern, um in die „Schule“ zu gehen. Durch Google Übersetzer und Englischkenntnisse wird der Unterricht langsam aber sicher überflüssig. Deshalb sind wir gerade im Gespräch, ob und wie man das Angebot ändern kann, um den Unterricht nicht vollständig fallen zu lassen und attraktivere Angebote zu erstellen. Ihr dürft also gerne für kreative Ideen, Verständnis auf Seite der Leitung und gute Kommunikation beten.

Tuk* & Kwan* - von Umbrüchen umgeben
Eines meiner Highlights in den letzten beiden Wochen waren Tuk & Kwan, zwei Schwestern, die in einer der Bars auf Soi 6 gearbeitet haben. Wir haben sie oft besucht und sie waren auch manchmal im Unterricht dabei.
Beide haben Kinder, welche bei ihren Eltern in Issan leben. Fast alle Bargirls in Pattya kommen aus dieser Provinz im Nordosten des Landes, welche durch fehlende Industrie und karge Landschaft mit wenig Landwirtschaft die ärmste Gegend Thailands darstellt. Die meisten der Mädchen werden wegen des Geldes hergeschickt, wenn die Arbeit auf dem Feld nicht mehr reicht. Das war auch bei Tuk & Kwan der Fall. Beide haben als eher schüchterne und zurückhaltende Mädchen nur wenige Kunden und somit kein besonders hohes Einkommen. Vor 2 Wochen schrieb Tuk uns die Nachricht: Hey, ihr habt mir von der Organisation erzählt, die mir einen neuen Job verschaffen kann – steht das Angebot noch?

Foto: Emma Rudolph


Um es kurz zu halten: Wir konnten Tuk kurz darauf aus ihrer Bar rauskaufen, haben ihren Umzug gefahren und nun wohnt und arbeitet sie bei Tamar. Sie arbeitet abwechselnd im Kartenraum und bastelt dort, stellt Ketten und Armbänder her und lernt im Cafe ‚Latte-Art‘ (darauf bin ich persönlich ja ein bisschen neidisch). Jedes Mal, wenn ich sie dort besuche und ihr über den Weg laufe, staune ich über sie, über ihren Mut und freue mich an ihrem begeisterten Lächeln und dem, was sie mir voller Freude berichtet. Eine Woche später meldete sich ihre Schwester: Kwan. Sie wollte auch aussteigen. Am nächsten Tag haben wir sie zu Tamar gebracht – jetzt wohnt und arbeitet sie auch dort. Und ich freu mich jetzt doppelt, wenn ich den Hauptsitz von Tamar besuche und die beiden Mädels dort sehe.
Die beiden sind für mich eine große Ermutigung und ein herrliches Zeichen von Gottes Wirken durch unsere Arbeit! Ich habe nicht erwartet, das miterleben zu dürfen – doch innerhalb von einer Woche gleich zweimal Zeuge dieses Wunders sein zu können, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Freude!
*Namen geändert

Foto: Emma Rudolph

Mein Wohlbefinden – von Umbrüchen umgeben
Den letzten Rundbrief habe ich noch geschrieben, als es mir mental nicht gutging. Aber Gott ist treu und hat in dieser Hinsicht definitiv einen radikalen Umbruch geschenkt. Ich durfte eines Tages aufwachen und seitdem geht es mir wirklich gut! Ich habe nicht gedacht, dass ich diese Stadt eines Tages mögen würde – aber das tue ich! Gott schenkt mir täglich Dinge, über die ich mich freuen kann – seien es witzige Begebenheiten im Verkehr (oder das Überleben von diesem), leckeres Essen, das Meer, meine Wohnung, Freunde, Gemeinde, Auszeiten, … Im selben Zeitraum war ich mit Hannah (einer Volontärin) übers Wochenende in Bangkok und es tat wirklich gut, mal aus der Stadt rauszukommen, wieder nen Park und Straßen ohne Bars oder normale Touristen zu sehen. Ich habe die Tage sehr genossen und konnte danach auch mit neuer Kraft nach Pattaya zurückkommen.
Eine Sache, die mich seitdem aber mehr belastet ist meine Migräne. In den letzten Jahren ist sie stark zurückgegangen, doch seit einigen Wochen taucht sie manchmal zweimal pro Woche auf, was mir viel Kraft und Zeit raubt.

Durch Gottes Wirken in unserer Arbeit, ist geistliche Anfechtung in verschiedenen Bereichen sehr deutlich spürbar.


Ich bin dankbar für jedes Gebet um Kraft, Stärke und Bewahrung!
Beziehungen – von Umbrüchen umgeben
In den letzten Wochen sind auch Freundschaften innerhalb des Teams gewachsen, die mein Leben schöner machen! Gemeinsam geistliche Gemeinschaft zu leben ist stärkend, aber wir treffen uns auch zum Spielen, Essen gehen oder besuchen Events und Konzerte. Ich habe neulich realisiert, dass der Großteil meiner Freunde hier 55+ Jahre ist, was mich kurz schmunzeln lassen hat, denn obwohl zwischen uns 30 Jahre liegen, war das nie komisch. Ich schätze sie unglaublich und profitiere sehr von ihrer Weisheit und Reife, durch welche sie mir oft die Augen öffnen mich zum Hinterfragen bringen.
Außerdem die Beziehungen zu den Frauen im Programm wachsen immer mehr und ich mag die Mädels richtig dolle. Es ist richtig schön, gemeinsam zu arbeiten und auf Outreach zu gehen, aber auch privat auf einer Wellenlänge sein zu können und an den Problemen des Anderen Anteil nehmen zu können. Die Mädels sind auch super motiviert, mir Thai beizubringen – aber oft treffe ich die Töne nicht richtig und sage anstelle von „schön“ meistens „unglücklich“. Wenigstens sorgen solche Fauxpas immerhin für nen guten Lacher :)

Meine Sichtweise – von Umbrüchen umgeben
Dass die thailändische Kultur ziemlich anders ist als unsere deutsche wurde mir ziemlich schnell bewusst. Doch um halbwegs effektiv mit den Leuten vor Ort arbeiten zu können, musste ich anfangen, mich in die Kultur reinzudenken. Das, was mich anspricht, muss nicht unbedingt die Frauen hier ansprechen. Auch Zu- und Aussagen generell müssen nicht das heißen, was sie sagen. Das liegt zum Teil daran, dass Thailand eine kollektivistische Schamkultur hat, in der Hierarchien viel zählen, es fast kaum Individualismus oder eigene Entscheidungen gibt und Gesicht wahren über allem steht. Ich tue mich mit einigen Punkten in der Kultur der Thais schwer und fühle mich oft nicht

Foto: Emma Rudolph


ernstgenommen, wenn ich kein klares Feedback bekomme. Aber ich lerne, Dinge nicht persönlich zu nehmen und mehr zwischen den Zeilen zu lesen.
Logischerweise haben die Unterschiede von Kulturen Auswirkungen auf so ziemlich alles und deshalb lesen und verstehen Thais auch die Bibel ganz anders, als wir es tun. Wenn es z.B. in Johannes 3,16 um „Gott“ und „Liebe“ geht, dann muss ich hier wissen, dass Thais den Vers grundlegend anders verstehen werden. Denn von welchem „Gott“ wird geredet? So ziemlich alles, was viel zählt bekommt die Vorsilbe „Phra“ (Gott). Von welchem Gott spricht also die Bibel? Thais sind also entweder verwirrt oder nehmen an, dass generell über alle Götter geredet wird. Und was bedeutet überhaupt „Liebe“? In Thailand wäscht eine Hand die andere. Bedingungslose Liebe, die einfach so liebt und keine Gegenleistung erwartet, gibt es nicht. Wenn die Bibel also von Liebe spricht, würde ein Thai von der Forderung einer Gegenleistung ausgehen.

Das mal als kurze Einführung – um Thais zu verstehen muss ich anfangen, wie ein Thai zu denken. Das fällt mir wirklich schwer! Oft finde ich mich in moralischen Zwickmühlen wieder oder bin frustriert über Beziehungen, doch mich begeistern auch die Aha-Momente. Wie gut, dass ich hier lernen darf und auch Fehler machen kann!
Aber auch wenn mich die Kultur oft frustriert, weiß ich, dass die Worte in der Bibel für jeden gleich gelten. Egal für welche Religion, Kultur, Alter, Geschlecht, … - Jesus bleibt derselbe. Im Team erlebe ich das jeden Tag: Thais, Amis und Europäer arbeiten gemeinsam und Jesus und seine Botschaft bilden das Zentrum. Das begeistert mich immer wieder neu!

 

Soweit erstmal von mir, danke für jedes Gebet und jede Unterstützung!

Seid gesegnet und bis bald, eure Emma

Gebetsanliegen

Danke

  • mentale Gesundheit
  • Freundschaften in der Stadt
  • Tuk & Kwan
  • Gute Beziehungen zu den Bargirls
  • Freude an den Outreaches
  • Möglichkeiten von erfrischenden Auszeiten

Bitte

  • Bargirls aus neuem Gemeindeprogramm
  • dass Tuk & Kwan Jesus kennenlernen
  • Zukunft vom Englischunterricht
  • Migräne
  • restliche 3 Monate – geführte Begegnungen & Freude und Kraft für die vielen Begegnungen
  • Gute Kommunikation im Team


4. Rundbrief (19. Januar 2024, in Thailand)

Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.
Titus 2,11

Foto: Emma Rudolph

Hey,
2023 ist vorbei, 2024 schreitet mit großen Schritten voran. Von meiner Zeit hier sind auch nur noch gute 4 Wochen übrig. Hier kommt aber nochmal ein Rundbrief mitten aus dem Getümmel, in dem ich euch in die Lebensgeschichten und Umstände von den Frauen bei Tamar mit hineinnehmen und von Weihnachten im Sommer berichten möchte.
„Sag mal ehrlich – wie kommst du klar?“
Ich werde immer mal wieder gefragt, wie meine Arbeit hier so läuft und ob mich die Schicksale der Frauen in den Bars sehr beschäftigen. Ich vermute, dass der Hintergedanke dieser Frage oft der ist, dass die Bargirls mehr oder weniger im Menschenhandel gefangen sind und darin viel Schmerz und Leid erleben. Und das ist auch so. Doch aufgrund der damit verbundenen Scham reden die Frauen nicht oft darüber. In diesem Sinne kann ich euch beruhigen: ich werde meistens von den Details der Arbeit verschont und nur ganz selten bekomme ich Lebensgeschichten erzählt, mit denen ich aber ganz gut umgehen kann.
Neulich haben wir als Tamar-Familie gemeinsam für alle unsere Familien, Länder und Regionen gebetet. Dabei durfte jeder seine Gebetsanliegen und Sichtweisen teilen.
Und genau da sind mir Geschichten begegnet, die so ziemlich das Worst-Case-Szenario für wahrscheinlich viele von uns darstellen.
Doch das, was die Frauen am schlimmsten finden, ist nicht die ehemalige Prostitution, der Menschenhandel oder die Folgen davon, sondern die Sorgen ihrer Familie und ihrer Heimatdörfer. Fast jede der Frauen erzählte von Drogenproblemen und Alkoholismus, von Schießereien und Ermordungen in der eigenen Familie, von Todesfällen von Drogen, riesigen Schulden, Unfrieden, Streit, häuslicher Gewalt, Verkehrsunfällen, …
Mich hat die Fülle dieser Geschichten, die alle sehr ähnlich waren, bewegt. Noch mehr hat mich aber bewegt, wie die Frauen damit umgehen. Die Mädels erzählen beispielsweise von ihrem drogensüchtigen Bruder, zu dem sie schon lange nicht durchgedrungen sind und bei dem eine Überdosis nur eine Frage der Zeit ist und im gleichen Satz erzählen sie von Gottes Versorgen und Treue in ihrem Leben. Obwohl sie erst wenige Wochen bis Jahre bei Tamar leben, wirkt Gott so stark in ihrem Leben, dass sie gewiss sind, dass er auch für ihre Familien daheim sorgen wird! Das zu hören ist sehr ermutigend und eine Erinnerung in vielerlei Hinsicht.

Zum einen für mein eigenes Leben: Gott versorgt mich allem was ich brauche und ich habe genügend Wunder erlebt, um mir wirklich sicher zu sein, dass er bei mir ist und dass er genauso bei den Menschen ist, die mir wichtig sind und sich genauso sehr um sie sorgt! Zum anderen gilt diese Wahrheit für jedes einzelne der Mädchen, denen ich hier in den Bars begegne: die Frauen bei Tamar haben den gleichen Hintergrund und Gott hat so radikal in ihr Leben eingegriffen. Das gleiche gilt für jeden Menschen, dem ich auf der Straße, am Arbeitsplatz, im Wohnhaus, im Bus, im Laden, in der Gemeinde, … begegne: es ändert sich nichts an Gottes Omnipräsenz! Er ist da und wird dableiben. Er versorgt und wird immer versorgen. Er liebt und wird immer lieben. Er verändert und wird auch damit nicht aufhören. Diese Wahrheit ändert meinen Blick auf mein Gegenüber, hält Hoffnung am Leben und lässt mich Dinge, die ich nicht in der Hand habe an Gott abgeben. Er wird sich darum kümmern. Ich darf vertrauen.

Foto: Emma Rudolph


Zuwachs
Ich bin sehr dankbar, dass ich wieder erleben durfte, wie sich zwei Mädchen unserem Programm angeschlossen haben. Eines der Mädchen arbeitete in Soi 6, ist noch Teenager und kam zum Englischunterricht und auch zu unseren Freitags-(Gemeinde-)Events. Das andere Mädchen ist Anfang 20, schwanger und niemand wollte sie in diesem Zustand anstellen. Sie wurde an Tamar weitergeleitet und nun bereichert sie unsere Familie und bald gibt es Nachwuchs! Momentan ist ein Mädchen von Soi 6 sehr interessiert an Tamar und will gerne im Februar zu uns wechseln. Betet gerne für die drei Mädchen, dass sie Jesus kennenlernen und ein neues Leben beginnen können!
Im letzten Rundbrief habe ich von den beiden Schwestern geschrieben, die bei Tamar eingezogen sind und ich kann nicht anders, als mich jeden Tag über die beiden und ihre Entwicklung zu freuen! Anfang Januar hat ihr offizielles Training bei Tamar gestartet (in den Trainings lernen die Mädels in allen Bereichen von Tamar zu arbeiten und können somit herausfinden, was ihnen am meisten Spaß macht und wo sie dann eine zusätzliche Ausbildung machen wollen), beide sind gut im Team integriert, haben Freude an ihrer Arbeit und gehen auf ihrem Weg mit Jesus vorwärts. Betet weiter für die beiden, ihre Kinder und dass ihre Jesus-Beziehung wächst!

 

Foto: Emma Rudolph

Weihnachten, Amelie und Urlaub
Über Weihnachten und Neujahr habe ich hohen Besuch von Amelie aus Südkorea bekommen. Amelie und ich haben uns im letzten Jahr ein Zimmer geteilt und sind dadurch sehr gute Freunde geworden. Weil Amelie im letzten Semester in Südkorea studiert hat, haben wir uns in der Weihnachtspause getroffen und gemeinsam Urlaub auf einer Insel im Süden Thailands gemacht. Es war richtig schön, dass jemand aus der Heimat meine Arbeit und Freunde hier kennengelernt hat und ich mit jemandem Zeit verbringen konnte, der mich wirklich gut kennt! Die 10 Tage Auszeit waren dringend nötig und ich habe es richtig genossen, die Tage am Meer mit Büchern, Wasser, Essen, reden und schlafen zu verbringen. An exakt zwei Tagen haben wir uns mal aufgerafft und haben „fürs Gefühl“ mal ein bisschen was erkundet. Im Nachhinein bin ich froh, dass


wir das gemacht haben, doch auch die Ruhe und das Nichts-Tun waren einfach notwendig.
Mein Fazit zu Weihnachten und Silvester in den Tropen ist übrigens folgendes: Weihnachtspalmen und Weihnachtsmann-Mützen kombiniert mit Badehose sind sehr komisch, aber auch unterhaltsam. Auch ansonsten fühlt es sich nicht nach Weihnachten und Neujahr an und ich freue mich schon auf die Kälte in Deutschland!

Meine größte Freude
Ich habe das letzte Jahr nochmal Revue passieren lassen und obwohl vieles sehr herausfordernd war, habe ich doch sehr viel dadurch lernen können! Ich habe viel über mich und meine Arbeitsweise gelernt, wurde mit Schwächen konfrontiert und darin gefördert. Ich habe zumindest eine grobe Ahnung davon, wo ich gerne nach meinem Studium arbeiten möchte und welche Art von Arbeit mir Freude bereitet.
Am meisten habe ich aber über Gott gelernt. In allem, was war und passiert ist, über allem Schönem und Schmerzvollen ist er meine größte Freude! Ich will das nicht nur so schnulzig daher sagen, denn es ist wirklich so und ich habe Gott dieses Jahr nochmal aus einer ganz anderen Perspektive kennengelernt. Und ich freu

 

Foto: Emma Rudolph


mich noch mehr darüber, dass ich noch lange nicht ausgelernt habe, sondern ich mein ganzes Leben lang neue Facetten finden werde, die meine Liebe nur noch stärker werden lassen.
Dieses Jahr ist mir nochmal ganz neu bewusst geworden, wie unglaublich gnädig Gott mit mir ist. Ich habe es absolut nicht verdient, vor ihm zu stehen und trotzdem streckt er seine Hände nach mir aus. Er, der allmächtige Gott, Schöpfer und Erhalter streckt mir kleinem Menschen die Hände hin. Ich so klein und er so groß.
Das passt nicht wirklich in meinen Kopf und trotzdem nehme ich es dankbar und voller Freude jeden Tag an.

Wenn ich an meine Zukunft denke, dann ist da eine große Vorfreude. Nicht, weil ich irgendwas Schönes geplant habe, sondern weil ich weiß, dass ich Gott mit jedem Tag besser kennenlernen werde und das kaum erwarten kann. Meine größte Freude ist Jesus und ich hoffe und bete, dass es auch deine wird oder auch schon ist!
In diesem Sinne,
bleibt fröhlich und bis bald, Emma

Gebetsanliegen

Danke

  • viele wertvolle Zeiten mit Gott
  • Mädchen, die neu bei Tamar sind
  • Freundschaften zu Thais (bei Tamar)
  • Freundschaften im Team
  • Finanzielle Versorgung

Bitte

  • neue Mädels bei Tamar, ihre Familien & ihren Glauben
  • mehr Besucher vom Englischunterricht
  • offene Herzen & Türen bei den Einsätzen in den Bars (3x/Woche)
  • gute Kommunikation im Team
  • restliche 5 Wochen & Abschiedsphase


5. Rundbrief (25. März 2024, zurück in Deutschland)

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret. Der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet. Der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?
Joachim Neander (über Psalm 103)

Foto: Emma Rudolph

„Heyy! Wie wars???“
Seit vier Wochen bin ich schon wieder in Deutschland und irgendwie vergeht die Zeit schneller als ich schauen kann. Vermutlich liegts daran, dass es bei mir keine Übergangsphase gab, bzw. diese sah so aus: Flughafen – Bett – Vorlesung. Demzufolge bin ich direkt wieder im deutsch-strukturierten Vorlesungsalltag gelandet und muss sagen, dass ich es sehr vermisst habe! Im Praxissemester war meine Alltagsgestaltung sehr auf Eigeninitiative ausgelegt, was mich in der Kombination mit ganz viel (mir noch) Fremden viel Kraft geraubt hat. Wieder zurück im überschaubaren und sehr braven Schwarzwald-Tal kenne ich mich aus, kenne ich Leute, ist ein Großteil meiner Freundschaften, habe ich einen geregelten Stundenplan und Deadlines mit Datum und kommunizierten Erwartungen. Ein Luxus, den ich vorher nicht als solchen wahrgenommen habe :)
Ich werde oft gefragt, wie meine Zeit in Thailand war und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich dieser Frage gerne aus dem Weg gehe. Ich habe es in meinen Rundbriefen bewusst nicht ausführlich thematisiert, denn das halbe Jahr war für mich auf vielen Ebenen schwer. Ich vermute, dass es die Kombination aus viel (emotionaler und physischer) Einsamkeit, mitgenommenen Abgaben fürs Studium, viel Neuem, zwischenmenschlichen Spannungen, Verletzungen und sicherlich auch dem gesehenen und gehörten Leid (in den Bars, aus dem Leben der Frauen, schweren Verkehrsunfällen, …) war, die mich in ein „Loch“ gezogen hat. Mir gings nicht gut und ich war eigentlich nur erschöpft, aber trotzdem durfte ich immer mal wieder aus dem „Loch“ rausschauen und Gottes Gnade in allem sehen.

Deswegen bin ich auch dankbar für das, was ich miterleben durfte. Auch wenn viele Erwartungen nicht erfüllt wurden – es wurden auch Erwartungen übertroffen: die beiden Mädels, die den Ausstieg geschafft haben und jeweils ihre Schritte mit Jesus gehen, Freundschaften zu den Mädels im Programm trotz sprachlichen Schwierigkeiten! Ich bin auch dankbar für den Weg, den Gott mit mir gegangen ist. Als ich im letzten Rundbrief geschrieben habe, dass er meine größte Freude ist, dann meine ich das auch immer noch so. Gott war so treu und er ist es immer noch und geht den Weg der Aufarbeitung mit mir weiter. Ich durfte ihn aus neuer Perspektive, in völliger Abhängigkeit kennenlernen, Fragen stellen & Zweifel äußern, Antworten bekommen und so viele Wunder und Gebetserhörungen erleben. Das ist mein größter Schatz und das Bewusstsein, dass ich so vieles noch nicht weiß und entdeckt habe, lässt mich weitersuchen und weiterfragen.
Zurück in Deutschland will ich mir das behalten und ich merke jetzt schon, wie sich der (so sehr herbeigesehnte) Alltag dazwischen klemmt. Ich merke, wie mich Thailand verändert hat, dass ich in manchen Sachen ein bisschen reflektierter und ruhiger geworden bin, dass mein Blick ein bisschen weiter geworden ist und ich manches besser nachempfinden kann.
„Heyyy! Wie geht’s? Wie wars in Thailand?“ – Ich hab ein bisschen Respekt vor der Frage, weil ich noch nicht wirklich weiß, was ich antworten soll. Es gab Gutes und Schlechtes (was an jeder anderen Praxisstelle aber auch gegeben hätte). Ich würde es nicht nochmal genauso machen. Aber ich habe dadurch auch sehr viel gelernt, bin viel gewachsen und ich erkenne immer mehr, wie sehr sich auch mein Gottesbild geweitet und wie viel Tiefe mein persönlicher Glaube bekommen hat. Dafür bin ich mehr als dankbar und möchte es nicht missen!
Zum Schluss von diesem Abenteuer will ich mich wirklich nochmal bei jedem bedanken, der mich im Gebet mitgetragen hat! Das hat mich mehr durchgetragen als alles andere! Und an zweiter Stelle nochmal ein dickes Danke an jede finanzielle Unterstützung. Ich habe nicht darum gebeten und trotzdem hat mich Gott überreich versorgt. Ich bin beeindruckt von ihm und dankbar für euch!
Auf den letzten Seiten will ich euch noch ein bisschen in meine letzten Wochen mitnehmen – genießt es und seid ein letztes Mal von mir auf diesem Weg gegrüßt!
Machts gut & wir sehen uns!
Emma