Katharina Laier

Hier finden Sie persönliche Eindrücke und Nachrichten unserer ersten Kandidatin Katharina Laier, die sich für ein Praktikum bei Wakisa Ministries in Uganda entschieden hat.


20. Dezember 2014 (vor der Ausreise)

Hallo, 

 

Ich bin die Katharina, bin 21 Jahre alt und momentan voller Vorfreude, da ich die nächsten 3 Monate in Uganda verbringen werde. Ich werde dort bei Wakisa Ministries ein Praktikum machen. Wakisa Ministries ist eine Einrichtung, die mit Frauen arbeitet, die ungewollt schwanger sind. Ziel ist es den Frauen ihre Würde zurück zu geben und sie wieder zurück in ihre Familien zu integrieren.

 

Ich mache dieses Praktikum im Rahmen meines dualen Studiums und bin schon sehr gespannt auf die Zeit! Ich frage mich, wie die Frauen mich als junge weiße Frau aufnehmen werden, und in wie weit sie sich mir gegenüber öffnen werden. Auf der anderen Seite bin ich auch sehr gespannt wie es mir dort ergehen wird. Letztes Jahr war ich bereits für vier Wochen in Kenia. Sicherlich wird es Parallelen geben, aber bestimmt auch ganz viele neues. Momentan kann ich mir auch noch gar nicht vorstellen, wie der Alltag dort sein wird, obwohl ich schon so viel davon gehört habe. Ich bin auch schon sehr gespannt, wie ich mich dort einbringen kann. Möglich gemacht hat mir dieses Praktikum vision2inspire, wofür ich sehr dankbar bin!

Noch bin ich noch gar nicht auf die Zeit in Uganda eingestellt, da es für die Uni noch viel zu tun gibt. Trotzdem freue ich mich sehr darauf und gehe gespannt und voller Erwartung auf diese Zeit zu! 

Ich werde hier wieder ein kleines Update bringen, wie es mir dort ergeht. 

 

Bis dahin, liebe Grüße Katharina


15. Januar 2015 (in Uganda)

Hallo zusammen,


nun ein kleines Update von mir. Mein Anfang war etwas schwierig hier, da meine Einrichtung erst einmal zu gemacht hatte und es somit nichts zu tun gab zumal ich neu war, und kaum Leute kannte, mit denen ich was hätte tun können. 


Aber inzwischen fühl ich mich sehr wohl hier. Ich genieße das Leben hier, die Fröhlichkeit der Menschen und das schöne warme Wetter. Manchmal ist es anstrengend, dass man immer auffällt, einfach weil man weiß ist. Auch der Verkehr ist eine Sache für sich und jeden Tag ein kleines Abenteuer. Zum Glück komm ich damit meistens ganz gut zurecht. In den sogenannten „Taxis“, also diese vollgestopften Kleinbusse (offiziell passen 14 Personen hinein, letztens saßen wir in einem, in dem sage und schreibe 26 Personen saßen) fühlt man sich noch relativ sicher. Auf den Mopeds, sogenannten „Bodas“ hofft man vor jeder Kreuzung, dass man heile an die andere Seite kommt. Dennoch macht die Fahrt auf den „Bodas“ viel mehr Spaß, da man den schönen Fahrtwind spürt und wesentlich schneller vorankommt :)

Ich wohne momentan in einem kleinen Häuschen direkt neben meiner Anleiterin und darf bei der Familie meiner Anleiterin mitessen. Es ist einfach schön Anschluss an eine Familie zu haben. Natürlich gibt es auch viel zu arbeiten: Ich wurde damit beauftragt einen Fragebogen zu erstellen und damit die Mädchen aufzusuchen, die während ihrer Schwangerschaft bei „Wakisa-Ministries“ waren und nun wieder „zu Hause“ sind. Das Problem hier ist, dass viele Mädchen entweder nicht nach Hause wollen oder dürfen. Nicht selten müssen sich die Mädchen dabei von ihren Babys trennen. Es ist Vorschrift, dass die Mädchen zwei Wochen nach der Geburt „Wakisa-Ministries“ verlassen müssen. Letzte Woche musste ein Mädchen namens Hilda gehen. Ihre Familie ist zerbrochen und sie wollte nicht in dieses Umfeld zurück aus dem sie kam. Leider gab es keinen anderen Ort zu dem sie hätte gehen können. Also musste sie zurück! Ihr Baby durfte sie aber nicht mitnehmen, da ihre Familie das Baby nicht bei sich haben wollte. Deswegen musste sie ihre kleine Tochter schweren Herzens zum Babyhome bringen. Für mich war es schwer, ihre Schmerzen zu sehen und ihr nicht helfen zu können.

Vivian Kytio, der Leiterin von Wakisa Ministries, ist das Problem bewusst und sie hofft darauf mit einer anderen Organisation (z.B. mit einem Kinderheim, welches das Mädchen und das Baby gemeinsam aufnehmen kann) kooperieren zu können um Lösungen zu schaffen. Ihr könnt gerne mitbeten, dass sich da etwas bewegt und sich eine gute Lösung oder zumindest eine bessere Alternative für die Mädchen ergibt, als diese Trennung von Mutter und Kind. In Deutschland haben wir Einrichtungen wie Mutter-Kind-Heime. Genauso etwas bräuchte man hier auch: Ein Heim, das die Mütter noch eine Weile begleitet, sie zur Selbstständigkeit erzieht, so dass die jungen Frauen dann nach ein paar Jahren sich und ihr Kind versorgen können. Wakisa Ministries bringt den Mädchen alles bei ihr Kind versorgen zu können. Das Problem ist dann aber unter anderem, dass sie kein Startkapital haben um die Fähigkeiten (z.B. Ketten machen), umsetzen zu können und damit Geld zu verdienen.

Ziel meines Fragebogens ist es herauszufinden, was den Mädchen während der Zeit bei Wakisa am meisten geholfen hat und welche Art der Unterstützung noch hilfreich wäre. Wenn ich die Mädchen besuche und ihnen die Fragen stelle ist das oft hart für die Mädchen, da einiges wieder aufgerüttelt wird. Andere Mädchen, die von Wakisa gesponsert werden, damit sie in die Schule gehen können, haben Angst, dass ihnen das Sponsoring gestrichen werden könnte und beantworten die Fragen daher nicht ganz ehrlich. Die Arbeit hat also ihre Tücken, aber im Großen und Ganzen ist es sehr hilfreich um neue Erkenntnisse zu bekommen und die Arbeit von Waksia Ministries zu verbessern und zu optimieren.

Ein weiteres Problem hier sind die Schulgebühren wie man am Beispiel von Amina sieht. Sie wird von Wakisa Ministries gesponsert und nutzt dankbar diese Chance. Ihr Kind ist aber inzwischen schon 4 Jahre alt und sollte so langsam auch in die Schule, aber sie hat keinerlei Möglichkeiten ihrer Tochter die Schulgebühren zu bezahlen. Aminas Mutter unterstützt ihre Tochter und ihre Enkelin so gut sie kann, aber Geld um die Schulgebühren für Aminas Tochter zu bezahlen hat sie leider auch nicht.

Das sind so typische Probleme die sich für die Mädchen in der Zeit danach ergeben. Trotzdem wird auch deutlich, wie dankbar die Mädchen für die Zeit in Wakisa sind. Viele haben hier ein Leben mit Jesus angefangen oder sind in ihrem Glauben weiter gekommen. Die Mädchen berichten mir davon, dass sie hier gelernt haben Gott zu vertrauen und an ihm festzuhalten auch wenn es noch so ausweglos scheint. Manche  erzählen mir auch, dass sie in Wakisa das erste Mal Liebe erfahren haben. Liebe in der Art und Weise wie die Mitarbeiter hier sich Zeit für die Mädchen nehmen, mit ihnen umgehen und ihnen einfach zeigen, dass sie wertvoll sind.

Ich hab auch schon Mädchen getroffen, bei denen die Zeit in Wakisa um die 6 Jahre zurückliegt. Eines dieser Mädchen hat mich sehr beeindruckt: Sie strahlt so viel Freude aus, hat ihren Platz in der Gesellschaft gefunden und ist begeistert von Gott. Sie ist inzwischen in der Universität und dort in einem Missionsteam, das auf die Straßen geht und den Menschen von Jesus erzählt. In Wakisa hat sie gelernt wie man Armbänder macht. Diese Fähigkeit nutzt sie jetzt bei ihren Einsätzen um ins Gespräch mit den Menschen zu kommen oder um sich etwas dazu zuverdienen.

 

Ihr seht es gibt eine Menge wofür man beten kann und was noch verbessert werden kann. Aber es gibt auch viel Grund Danke zu sagen und zu staunen, was Gott hier schon alles getan hat.


24. Februar 2015 (in Uganda)

Hallo zusammen,


Mir geht es nach wie vor sehr gut hier! Ich liebe einfach die Arbeit hier mit den Mädels. Leider sind meine letzten Wochen hier schon angebrochen. Die Befragung  der Mädels haben wir soweit beendet und nun steht das Auswerten und Zusammenfassen an. Der Nachteil daran ist, dass man die Zeit mehr vor dem PC als mit den Mädels verbringt. Zum Ausgleich haben wir, auf den Vorschlag eines Mädchens hin,  täglich 15 Minuten „Sport“  eingeführt. Das ist total genial, weil ich dadurch eine feste Zeit am Tag habe, die ich mit den Mädchen verbringe. Nicht nur ich genieße das sehr, sondern auch sie haben ihren Spaß, auch wenn es am Anfang einer neuen Übung immer viel Gelächter gibt, da sie das so nicht kennen. Allgemein ist es hier nicht verbreitet Sport zu machen. Es gibt hier viel körperliche Arbeit, die die Menschen genug auspowert. Besonders die Mädchen von den Dörfern wundern sich manchmal über die Sportübungen. Im Großen und Ganzen haben wir aber sehr viel Spaß zusammen.

In meinem letzten Bericht hatte ich erwähnt, dass es hier oft an Startkapital mangelt.  Von vision2inspire habe ich den Kontakt zur Opportunity Bank bekommen, eine Bank, die Kleinkredite vergibt. Ich habe diese Information dann Vivian Kityo, der Direktorin hier, weitergegeben. Nun wird nächsten Dienstag ein Treffen mit den Mädchen, die Kapital brauchen, und dem Manager dieser Bank stattfinden. Ich hoffe und bete, dass die Mädchen die Chance erkennen und wahrnehmen, die sie hier bekommen.   

Außerdem hat sich hier einiges im Mitarbeiterteam geändert. Eine langjährige Mitarbeiterin ist gegangen und die neue Mitarbeiterin bringt frischen Wind hinein und ist sehr motiviert. Am meisten freut mich daran aber, dass sie selbst einmal hier war. Inzwischen hat sie ihr Studium abgeschlossen und war auf der Suche nach einem Job. Außerdem musste eine neue Nählehrerin gefunden werden, nachdem die vorherige gegenüber einem Mädchen handgreiflich wurde. Auch hier wurde eine junge Frau eingestellt, die selbst einmal in Wakisa war.  Mich hat es sehr gefreut, dass die beiden eingestellt wurden. Es ist eine gute Möglichkeit für Wakisa die Mädchen zu unterstützen, auch wenn es nur einzelne sind, aber für diese bringt es eine Veränderung. Außerdem verstehen sie die Mädchen noch viel besser, da sie selbst schon in deren Situation waren.

Als wir die Mädels zu Hause besucht haben wurde deutlich, dass viele Mädchen so sehr in ihrem Stigma gefangen sind, dass sie nicht versuchen in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen. Oft ruhen sie sich darauf aus, dass sie keine Schulgebühren haben (mehr dazu schrieb ich im letzten Bericht), versuchen aber gar nicht erst eine Möglichkeit zu finden um Geld zu verdienen. Die Mädchen verlassen Wakisa Ministries oft wenige Tage nach der Geburt und gehen wieder nach Hause. Das ist die Zeit, in der sich viele Frauen in Deutschland sich komplett schonen und teilweise noch im Krankenhaus bleiben. Aber diese jungen Mädchen müssen in dieser Zeit sowohl einen Umzug verkraften, als auch sich ihrer Vergangenheit und ihrem Umfeld stellen. Oft sind sie noch so schwach, dass sie sich einfach zurückziehen und dann auch später nicht mehr aus ihrem „Schneckenhaus“ heraus kommen. Sie bräuchten nach der Geburt noch eine Zeit, in der sie unterstützt und gefördert werden und Hilfe im Umgang mit ihrem Baby bekommen. Man bräuchte ein Heim, in dem Mutter und Kind zusammen wohnen und dann nach und nach in die Selbstständigkeit erzogen werden. Die Notwendigkeit dafür ist offensichtlich, aber Wakisa kann das mit der aktuellen Struktur nicht leisten. Es müsste ein komplett neues Projekt aufgezogen werden. Außerdem bräuchte man einen Raum hier in Wakisa, in dem die Mädchen ihre Babys zur Welt bringen können. Im öffentlichen Krankenhaus müssen sie oft viel Schmach erleiden. Mit diesem Geburtsraum würde vermutlich aber eine weitere Arbeitskraft benötigt werden. Ihr seht also: Es gibt hier viele neue und gute Ideen, welche die Arbeit hier nochmals verbessern und nachhaltiger machen würden. Wir beten dafür, dass Gott die nötigen finanziellen Mittel schenkt und die richtigen Personen, die diese Vision teilen und wirklich dahinter stehen, beruft. 

An Valentinstag war hier eine Gruppe einer Gemeinde zu Besuch. Ihr Motto war „Just Love“ und das war auch genau das, was sie den Mädchen gezeigt haben.  Es war so schön zu sehen, wie sie mit viel Spaß, Liedern und einer Predigt den Mädchen gezeigt haben, dass sie nicht vergessen, sondern geliebt sind. Sie haben die Mädchen auch nochmals darin bestärkt, dass es richtig war, das Kind zu behalten und nicht abzutreiben. Zudem gab es sehr viel Kuchen für alle und Soda. Für die Mädchen echt etwas Besonderes! Sie waren danach so gelöst und glücklich. Es war so schön zu sehen, mit wie wenig Aufwand man so viel verändern kann, wenn es nur von Herzen kommt.

Wie ihr vielleicht merkt fühle ich mich hier mega wohl. Ich bin Gott so dankbar für die Chance mein Praktikum hier zu verbringen. Ich habe die Mädchen sehr in mein Herz geschlossen, aber ich merke auch wie zu manchen der Mitarbeiterinnen richtige Freundschaften entstehen. Das ist wirklich genial und ich bin Gott sehr dankbar dafür. Sowohl die Mitarbeiter hier, als auch die Mädels, und die Familie bei der ich wohne, haben mich so gut integriert, dass ich am liebsten hier bleiben würde. Ich bin Gott von Herzen dankbar, dass er mir so viel Freude an und mit den Mädchen schenkt. Auch wenn ich die Mädchen nicht „counselln“ kann, da sie über so wichtige Themen ungern in Englisch reden, genieße ich es auch einfach mal mit ihnen zu „blödeln“ und sie auf diese Weise aufzumuntern.  Drei Monate sind einfach so eine kurze Zeit! Aber leider lässt mein Duales Studium keine Verlängerung der Praxisphase zu. Deshalb versuche ich die restliche Zeit hier noch so gut es geht zu nutzen, zu genießen und nicht all zu viel an zu Hause zu denken.


Liebe Grüße, Katharina